OHNE TRAUEN - KEIN VERTRAUEN

von Franciska Wiegmann-Stoll

Systemische Therapie

Vertrauen - die Basis von allem

Das ist vielleicht eine sehr gewagte Überschrift - vielleicht aber auch nicht. 

Vertrauen bekommt meistens dann für uns eine Bedeutung, wenn es uns abhanden gekommen ist. Sei es eine unerfüllte Hoffnung, die an meinem Selbstvertrauen nagt. Sei es, dass Vertrauen in eine andere Person verletzt wurde z.B. wenn ich angelogen oder betrogen wurde. 

Wir Menschen sind soziale Wesen (das ist nichts Neues). Unser ganzes soziales Miteinander beruht auf Vertrauen. - Vielleicht denkst du Dir an dieser Stelle: Echt? Habe ich mir noch nie so Gedanken darüber gemacht. 

  • Ich gehe morgens aus dem Haus und über die Straße im Vertrauen darauf, dass alle Menschen sich an die Verkehrsregeln halten und mich keiner überfährt.
  • Ich setze mich in ein Flugzeug im Vertrauen darauf, dass der Pilot einen guten Job macht und ich sicher ankommen. Ich vertrauen darauf, dass das Bodenpersonal das Flugzeug ausreichend geprüft hat. Ich selbst kann das nicht - dazu fehlen mir die Fähigkeiten.
  • Ich schicke mein Kind zur Schule im Vertrauen daran, dass Mitschüler und Lehrer nett zu meinem Kind sind; dass ihm keiner etwas Böses will.
  • In meiner Partnerschaft vertraue ich meine intimsten Gedanken, Hoffnungen und Ängste meinem Partner an. - Manchen Menschen fällt dies leichter, anderen schwerer.

In all diesen Beispielen vertraue ich anderen Menschen; vertraue ich anderen Menschen mein Wertvollstes an. Und manchmal stellen wir fest, dass es uns schwer fällt zu vertrauen. 

In der Paartherapie höre ich von meinem Klienten (quer Bett durch alle Schichten) immer wieder diese Sätze: 

  • „Mir fällt es schwer mich auf jemanden einzulassen“
  • „Ich habe es nie gelernt jemanden zu vertrauen“
  • „In meinem Elternhaus wurde nie über Gefühle gesprochen“ 

Doch was haben Gefühle mit Vertrauen zu tun. Was ist überhaupt Vertrauen? Wozu brauchen wir das? Und was stärkt das Vertrauen? 

Vertrauen ist ein Gefühl; eine subjektive Überzeugung. Eine innere Überzeugung, dass Handlungen, Aussagen oder Gedanken richtig und wahr sind. 

Jeder kennt das Gefühl von Vertrauen und doch lässt es sich nur ganz schwer beschreiben. Denn es ist zum einen subjektiv (für jeden ein bisschen anders) und zum anderen eben nur ein Gefühl - nichts greifbares.

  • Vertrauen kann sich auf eine oder mehrere Personen beziehen 
  • Ich kann Vertrauen in mich selbst entwickeln (Selbstvertrauen) 
  • Ich kann Vertrauen in das Leben und diverse Lebensumstände haben 

Vertrauen ist es etwas, was die Verbindung zu anderen Menschen stärkt; etwas was Bindung eigentlich erst entstehen lässt. Vertrauen bewirkt Harmonie und Einigkeit in einer Verbindung.

Eine Voraussetzung, dass Vertrauen entstehen kann ist, dass ich und mein Gegenüber meine Absichten und meine Gedanken preisgebe. Wenn wir einer Person vertrauen, gehen wir davon aus, dass ihr Reden und Handeln aufrichtig ist. Die Person wirkt auf uns authentisch.

Wenn ich jemanden vertrauen, gebe ich die Kontrolle komplett ab. Ich habe keinen direkten Einfluss was passiert. - Was für ein angsteinflößender Satz in seiner Absolutheit. Doch genau so ist es: Vertrauen heißt Kontrolle abgeben. Ich kann nicht mehr steuern - Ich muss darauf vertrauen, dass die Dinge sich in meinem Sinne positiv entwickeln. 

Vertrauen lernst du, indem du Vertrauen schenkst.

Doch warum ist Vertrauen so wichtig? Warum hat dieses Thema so eine große Bedeutung für uns? 

Vertrauen ist wichtig für unser seelisches Wohlbefinden. Wir benötigen ein sicheres vertrauensvolles Gefühl, um nicht in Stress zu geraten. Wir brauchen Vertrauen damit wir  befriedigende und erfüllende Beziehungen zu unseren Mitmenschen führen können.

Misstrauen bedeutet in ständiger Angst zu leben. Wir haben ständig Angst betrogen oder hintergangen zu werden. Das ist zerstörerisch für die Partnerschaft, aber auch für uns selbst. Wenn wir ständig in Angst leben, fühlen wir uns innerlich einsam, ziehen uns zurück und bleiben letztlich alleine. 
 
Gerade für die Liebe ist Vertrauen so wichtig, weil es die Verbindung zwischen zwei Menschen erschafft. Nichts schafft und erhält Vertrauen so sehr, wie regelmäßig und offen miteinander zu reden.

Sei authentisch. Sage was Du meinst, glaubst, fühlst und denkst. Tue das was du sagst. Denk immer daran: Vertrauen wird von Menschen geschaffen!

OHNE VERTRAUEN - KEIN TRAUEN

Finde deinen Mut, Dich auf andere Menschen einzulassen. Denn Vertrauen ist eine bewußte Entscheidung. Entschließe Dich dazu. 

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